In eigener Sache:
Die falsche öffentliche Wahrnehmung von Schützenbruderschaften
Grundsätzlich halte ich nicht viel von sozialen Medien, wie Facebook, Instagram, Twitter. Dort wird neben einen Haufen von Belanglosigkeiten auch ungefiltert politischer Zündstoff jedweder Couleur verbreitet. Ein Beitrag in Facebook erregte vor einiger Zeit meine Aufmerksamkeit, der nachdem ich den Wahrheitsgehalt überprüft hatte, bei mir mehr als nur Kopfschütteln auslöste.
Der Hannoverische Ratsherr von Bündnis 90/ Die Grünen Daniel Gardemin macht in Facebook keinen Hehl daraus, dass er dem Hannoverschen Schützenfest lieber fernbleibt. „Da werden Waffen vorgeführt und dem Schießsport gehuldigt“, schreibt der Grünen-Fraktionsvize auf Facebook. Ein „Umdenken“ müsse stattfinden. Des weiteren wünscht er sich, dass eine Schweigeminute eingelegt werde für den von einem Rechtsextremen ermordeten CDU-Politiker Walter Lübcke. „Immerhin wurde der Mord von einem Sportschützen ausgeübt“, sagt der Grüne Ratsherr. Es scheine seiner Meinung nach das Schützenwesen „ein Ort der Rechten“ zu sein, wie der Mord an Lübcke zeige. Nun könnte man meinen, dass Hannover weit weg ist und es sich mit Sicherheit nur um die isolierte Meinung eines wenig reflektierten „Grünen-Fundi “ handelt liegt falsch. In unserer politisch aufgeheizten Zeit und Dank der so genannten neuen Medien erfährt die Meldung ein Bundesweites Echo und steht so mit all Ihrer Schärfe und der böswilligen Unwahrheit und Lüge der Aussage im Raum. Ebenfalls mediale Aufmerksamkeit erregten die Umstände im Zusammenhang mit einen homosexuellen Schützenkönig in Düsseldorf.
Auch wurde Häme und Spott eingedenk der Rückständigkeit in den Medien über die Bruderschaften ausgegossen, nachdem ein türkisch stämmiger Mitbürger muslimischen Glaubens Schützenkönig in einen Dorf bei Paderborn geworden war und sich nun anschickte am Bezirksschießen teilzunehmen.
Ernsthaft:
Würden sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter in einen Verein anmelden, wo Rechtsnationales Gedankengut, Homophopie und Ausländerfeindlichkeit gepflegt und kultiviert wird.
Unreflektierte Menschen wie der u.a. aufgeführte grüne Ratsherr und Vorurteilsbehaftete, politisch einseitig geprägte Journalisten, die sich nicht vorstellen können, dass etwas nicht ihrem traditionellen Freund/Feind- Denken entspricht, haben mit zu einem Niedergang des historischen Schützenwesens beigetragen.
Der Begriff Sportschütze bedarf zudem einer sorgfältigen Differenzierung.
Da gibt es zum Beispiel die Schützen, die sich in den olympischen Disziplinen, wie den Disziplinen im Kleinkaliber (Gewehr/Pistole/Freie Pistole) und Luftdruck (Luftgewehr/ Luftpistole) messen. Diese Schützen sind z.B. im Rheinischen Schützenbund (RSB) oder im Bund der historischen Deutschen Schützenbruderschaften beheimatet.
Der Begriff Olympisch erklärt eigentlich von selbst, dass es sich um einen ernsthaften Sport handelt. Beim Wettkampf ist neben Kraft und Konzentration auch ein hohes Maß an Kondition und Ausdauer und diszipliniertes Training erforderlich.
„Event-orientierte“ Waffenliebhaber verlieren hier erfahrungsgemäß schnell das Interesse und suchen dann ihr Heil in anderen Verbänden oder versuchen sich scharfe Waffen auf anderen Wege zu besorgen.
Wir können hier nur für unseren Verband sprechen, der zum großen Teil das „klassische, althergebrachte Schützenwesen“ vertritt. In unserem Verband wird sehr streng geprüft, warum Befürwortungen für die Anschaffung einer Sportwaffe gestellt werden. Die Sport-Schießausbildung der Jugend muss in unseren Verband zwingend durch speziell ausgebildete Jugendschießleiter erfolgen.
Merkwürdigerweise kritisiert niemand in der o.a. Impertinenz den Biathlonsport, obwohl dort mit Kleinkalibermehrladern in der „freien Wildbahn“ geschossen wird.
Oder vielleicht liegt der Hauptgrund der Befindlichkeiten in der
Uniformierung der Schützen, den traditionellen Festabläufen und der Nähe zur viel gescholtenen katholischen Kirche und Ihren traditionellen, heute offenbar politisch inkorrekten und antiquierten Familienbild.
Nach meinen Dafürhalten hätte kein Hahn nach einen türkischen oder homosexuellen Schützenkönig gekräht, wäre nicht durch die Journaille unser Bundesverband medial als rückständig und homophob wie ein Preisochse durch den Ring gezogen worden.
Wie soll denn ein kirchlich, katholisch geprägter Verband, der das christliche Weltbild und den christlichen Glauben propagiert, reagieren, wenn er von offizieller Seite Stellung zu diesen o.a. Einzelfällen nehmen soll?
In der Vergangenheit hat es für die Bruderschaften immer auf lokaler Ebene Lösungen gegeben, die Praxisorientiert und an den Lebenswirklichkeiten angepasst waren. Weitsichtige Ortspfarrer genehmigten bereits in den 1970er Jahren evangelische Schützenkönige und in den 1980 er Jahren geschiedene und wiederverheiratete Könige und Königinnen.
Diese lokalen Entscheidungen wurden auch nie von unserem Bundesverband in Zweifel gezogen, aber auch nicht medial thematisiert oder beworben.
So war es für die betroffenen Bruderschaften auch offenbar kein Problem, dass sie die diskutierten Schützenbrüder zum Königsamt zuließen.
Für Sie auf lokaler Ebene zählte lediglich der Mensch hinter dem Amt.
Dynamik kam erst ins Spiel, nachdem von überregionalen Medien hier versucht wurde, die Rückständigkeit der Kirche und unseres Verbands zu dokumentieren.
Persönlich fühle ich mich weiterhin durch die Unterstellung beleidigt, die die Schützenbruderschaften in einen rechten Kontext rückt.
Die der Erzbruderschaft vom heiligen Sebastian (Vorgänger unseres Bundes) angeschlossenen Vereine und Bruderschaften waren eher Leidtragende, als Profiteure des NS-Regimes.
Bereits 1935 war den katholischen Verbänden Jugendarbeit bei Strafe untersagt worden. Uniformierte Aufzüge der Schützen wurden mit Argusaugen beobachtet und zu Kriegsbeginn kam es zum Verbot der meisten Bruderschaften, in unserem Fall im September 1939, wenige Tage nach dem Schützenfest.
Der Kampf gegen die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus gehört somit zur DNA des Bundes der historischen Deutschen Schützenbruderschaften und seiner angeschlossenen Bruderschaften.
In vielen Projekten hat sich unsere Jungschützengruppe für die Belange der Schwachen in der Gesellschaft eingesetzt. So wurde im Rahmen einer 72-Stunden Aktion eine Grillhütte für die Bewohner des Caritas-Wohnheims, Odilienstraße gebaut. Die Jungschützen verkauften in der Grabenstraße Lose für den Neubau der Onkologie am Krankenhaus und für die Asylanten-Wohnunterkunft Stich sammelten die Jungschützen auf einem Schützenfest und übergaben eine stattliche Spende zur Mitfinanzierung des Spielplatzes am Wohnheim. Vorstandsmitglieder wirkten in den vergangenen Jahren ferner in Integrationsworkshops und Projekten mit.
Einen weiteren Schwerpunkt belegen Schulungsmaßnahmen unserer Vorstandmitglieder im Erkennen von Kindeswohlgefährdung.
Zum Volkstrauertag organisiert die Bruderschaft jedes Jahr eine Gedenkfeier und sorgt mit dafür, dass die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nicht vergessen werden.
Sie sehen, verehrte Leserin und verehrter Leser, dass die medialen und böswilligen Kampagnen gegen die Bruderschaften unreflektiert und falsch sind. Und einen große Schaden anrichten.
Die Bruderschaften verstehen sich traditionell als Heimat für Menschen aus allen sozialen Schichten.
Leider glaube ich nicht an mediale Richtigstellungen oder Einsicht der politischen Avantgarde.
Durch Ihre Förderung unserer Bruderschaft, sei es durch den Besuch unserer Veranstaltungen oder einer Mitgliedschaft würden Sie uns aber ermöglichen weiter für unsere guten Ziele eintreten zu können. Vorab bedanke ich mich für Ihre Unterstützung.
Oliver Wald
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